Leere Konzertsäle. Leere Kneipen. Leere Kinos. Seit November gilt der absolute “Freizeit-Lockdown”. Alles an kulturellem und gastronomischem Gewerbe muss nach den aktuellen (Maßnahmen-)Regelungen dicht bleiben. Wenn für die einen die Arbeit zu ende ist, würde sie für andere erst anfangen. Was für die einen Verzicht auf Freizeitaktivitäten
bedeutet, kostet andere ihre Lebensgrundlage.
Freizeit kann man nicht ausschließlich online oder to go machen. Wir brauchen Lösungen und Alternativen wie das kulturelle Leben erhalten bleiben kann. Seit Monaten tun wir Kulturschaffenden und Beschäftigte aus der Gastro unser bestes, Infektionsketten zu unterbinden. Mit viel Kraft und Aufwand erstellten wir Hygienekonzepte und Schulungen. In 75% der Infektionsfällen ist der Ursprung gar nicht bekannt.
Natürlich, die Infektionszahlen sind hoch. Das heißt, dass wir auch bereit sein müssen, den Betrieb einzuschränken. Doch müssten dann nicht auch andere Branchen dicht machen? Trotz des „Lockdowns“ quetschen sich täglich Millionen Menschen in den
Öffentlichen Nahverkehr und die industriellen Produktionen laufen weiter. Ganz nach der Verwertungslogik sollen alle brav weiter zur Arbeit gehen. Die regenerierenden Momente der Freizeit werden den Menschen genommen. Klar wird, nach welchen Interessen sich unsere Gesellschaft gestaltet. Für den Profit einiger weniger sollen wir buckeln, und die wenigen Momente der Selbstbestimmung auf ein Minimum reduzieren. Die Möglichkeiten der Selbstermächtigung möglichst klein halten.
Was diese Maßnahmen für uns noch bedeuten? Existenzängste! In einer Großstadt wie München können wir uns mit den 60% Kurzarbeiter*innengeld kaum über Wasser halten. Manche von uns verlieren ihre ganze Existenzgrundlage. Verlieren ihre Bar, ihr Engagement oder die Festanstellung. Absolvent*innen bangen, nächstes Jahr einen Job zu finden. Ja, es gibt Hilfe-Töpfe. Diese sind aber viel zu gering und gehen bei einigen für Umschulugen drauf.
Für die “Rettung” des kulturellen und gastronomischen Betriebs stellt die Bundesregierung für Kulturschaffende und Soloselbständige aktuell 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Zugang zu den Soforthilfen wird durch komplizierte bürokratische Vorgänge erschwert. Dem gegenüber steht ein 600 Milliarden Euro schwerer “Wirtschaftsstabilisierungsfond”. Davon pumpt der Staat Milliarden in Konzerne, die im Besitz von Superreichen
sind. Beispielsweise bekommt die Lufthansa alleine 9 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der Staat gibt Milliarden für das Kurzarbeiter*innengeld der industriellen Produktion aus, wohingegen die Besitzenden Unsummen an Dividenden einfahren. Susanne Klatten, die Eigentümerin von BWM, kennt keine Krise und verdiente im Verlauf der Corona-Pandemie 7,4 Milliarden Euro.
Wieder einmal überleben die Großkonzerne und ihre Investor*innen durch die staatliche Unterstützung. Die Reichen können ihr Vermögen weiter vergrößern, während Kleinbetriebe, Soloselbständige und Beschäftigte unter der unsolidarischen Prioritätensetzung des Staates leiden.
Klar geworden ist, dass der Staat für die Bekämpfung dieser Krise keine soziale Lösung aufzeigt. Für uns kann das nur eins bedeuten: Die Reichen sollen die Krise zahlen! Diese Krise darf nicht auf unserem Rücken abgewälzt werden! Das schaffen wir nur, indem wir uns zusammenschließen und organisieren. Von alleine und durch nettes Bitten werden wir nichts bekommen. Lasst uns zeigen, dass wir viele sind!
Wir fordern:
-Aufstockung des Kurzarbeiter*innengelds auf 100% auch für Minijobber*innen
-Miet- und Pachtverzicht
-Aufstockung des Bafögs für Studierende, die in Kultur und Gastro jobben
-Aufstockung der finanziellen Förderungen für freischaffende Künstler*innen
-unkomplizierter, unbürokratischer ZUgang zu Soforthilfen für Soloselbstständige ohne Beschränkung auf Betriebsausgaben
-staatliche Finanzierung von Konzeptionierung alternativer Möglichkeiten für kulturelles Leben und Freizeitangebote